Paraffinjunkie - bist auch du süchtig nach der Plastiktüte auf der Haut?


Inhalt:
1. Was sind Mineralöle?
2. Nachteile für Mensch & Umwelt
3. Der „Labelloeffekt“ – was Mineralöle mit deiner Haut machen
4. Verbanne MO`s aus deinem Bad und deiner Hautpflege
5. Aussteigen aus dem Teufelskreislauf – Entzug für „Paraffinjunkie“ Haut
6. Fazit

1. Was sind Mineralöle


Paraffine sind Mineralöle – Abfall- und Nebenprodukte, die hauptsächlich aus der Erdölindustrie stammen. Sie sind wachsartig – ölig, geruchs- und geschmacksneutral, wasserabweisend und brennbar und werden von der Industrie in vielen Bereichen eingesetzt. Mineralöle werden zu Kerzen, Kosmetika, Medizinprodukten und Putzmitteln verarbeitet. Selbst in Süßigkeiten finden sich immer wieder Mineralöle. 

Was macht Mineralöle für die Industrie so interessant, dass alleine die Kosmetikindustrie jedes Jahr mehrere tausend Tonnen davon zu Cremes, Duschgels und Shampoos verarbeitet?

• Paraffin ist ein billiger Rohstoff, der leicht zu verarbeiten ist. Ein gutes natürliches Öl ist in der Beschaffung oft 50zig mal so teuer
• Es verdirbt nicht so schnell, wie pflanzliche Öle
• Paraffine sind reaktionsträge, d.h. Sie verursachen keine Allergischen Reaktionen oder Unverträglichkeiten, deshalb findet man sie auch häufig in medizinischen Hautpflegeprodukten und Babypflegeartikeln

2. Nachteile für Mensch & Umwelt


Bislang wurden Mineralöle vom Bundesamt für Verbraucherschutz nicht als gesundheitsgefährdend eingestuft, da es bislang an eindeutigen Forschungsergebnissen fehlt.
Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass MO`s krebserregend und erbgutverändernd sein können. Sie werden vom Körper leicht aufgenommen und können sich in Organen wie Leber, Nieren, Lymphe und Lunge anreichern.
Über das Abwasser gelangen sie in die Umwelt, wo sie im Kreislauf verbleiben, da sie nicht biologisch abbaubar sind.
So wie man heute schon in entlegensten Gebieten wie der Antarktis Mikroplastik nachweisen kann, finden sich inzwischen auch überall Rückstände von Mineralölen in der Umwelt.

3. Der „Labelloeffekt“ – was Mineralöle mit deiner Haut machen


Vielleicht hast du schon mal vom „Labelloeffekt“ gehört: Je öfter man Lippenpflegestift benutzt, umso trockener werden die Lippen und umso häufiger muss man ihn benutzen. Tatsächlich sehe ich häufig Frauen, die immerzu Lippenpflegestift auftragen.  
Das liegt aber nicht daran, dass ein Lippenpflegestift per se schlecht ist, sondern an den enthaltenen Mineralölen, die dieses Suchtpotential entfalten.
Im Endeffekt sind Mineralöle nichts anderes als eine „flüssige anschmiegsame Plastiktüte“. Zugesetzt in Cremes und anderen Hautpflegeprodukten bleiben sie auf der Hautoberfläche liegen und vermitteln erst einmal ein tolles Hautgefühl. Die Haut scheint weich und geschmeidig, Fältchen wirken geglättet. 
Aber der Schein trügt. Mineralöle sind okklusiv, d.h. sie versiegeln die Haut, bilden einen wasserabweisenden Film und behindern den Sauerstoffaustausch. Die Haut kann nicht mehr atmen. Unter dem Plastikfilm entsteht ein Hitzestau, wodurch der Haut peu a peu die Feuchtigkeit entzogen und die Hautbarriere beschädigt wird. 

Die Folge  


• Die Haut wird immer trockener und durchlässiger,
• Sie verliert ihren Eigenschutz gegenüber Außen- und Witterungseinflüssen
• Natürliche Regenerationsprozesse werden unterbrochen
• Poren verstopfen – der Hauttalg kann nicht mehr abfließen
• Falten und Elastizitätsverlust entstehen

Gleichzeitig imitiert der Mineralölfilm die hauteigene Schutzschicht der Haut und gibt ihr ein trügerisch gutes Hautgefühl.

Das Ausmaß der Schädigung zeigt sich erst in dem Moment, in dem man der Haut die mineralölhaltige Pflege entzieht. Schlagartig wird sie trocken, spannt beinahe unerträglich, rötet sich, juckt und brennt fürchterlich. Ganz schnell greift man dann wieder zur gewohnten und „gut verträglichen“ Creme, die so eine schöne glatte Haut macht. Ein Teufelskreislauf ist entstanden.

Wichtig zu wissen:
Der Preis eines Kosmetikproduktes ist leider kein Anhaltspunkt. Mineralöle findest du sowohl in günstigen als auch in sehr hochpreisigen Pflegeprodukten und Make up´s.

4. Verbanne MO`s aus deinem Leben


Mineralöle haben also keinerlei Mehrwert für uns – weder bei der Hautpflege, in Lebensmitteln oder irgendwelchen anderen Produkten, die wir für unseren täglichen Lebensbedarf brauchen. Für alles gibt es natürliche Stoffe, die unserer Gesundheit zuträglicher sind und die Umwelt schonen. 

MO`s verstecken sich allerdings hinter diversen Bezeichnungen und sind nicht ganz so leicht zu identifizieren.

Überprüfe die Inhaltsstoffangaben auf folgende Stoffe: 
• Mineral oil
• Paraffinum liquidum
• Petrolatum
• Isoparaffin
• Ceresin
• Microcristalline Wax
• Vaseline
• Ozokerite
• Lanolin (Wollwachs enthält auch oft MO`s)
• gesättigter Kohlenwasserstoff
• Melkfett
• Bienenwachs (oft auch gestreckt mit MO`s)

Übrigens je weiter vorne in der INCI-Liste, umso mehr ist davon in dem Produkt enthalten!

6. Entzug für „Paraffinjunkie Haut“ - wie du aus dem Teufelskreislauf aussteigen kannst


Der beste Weg, um aus diesem Teufelskreislauf auszusteigen, ist, Konsequenz und Durchhaltevermögen, denn einfach ist es nicht die Haut von diesem „Teufelszeug“ zu entwöhnen. Aber es lohnt sich. Der Entzug dauert ca. 3 bis 4 Wochen – oft sind die unangenehmen Hautzustände von einem auf den anderen Tag vorbei. 

Die Mineralöl-Entzugs- Strategie für stark mineralölgeschädigte Haut
1. Nimm die Liste für Mineralölbezeichnungen zur Hand und gehe alle deine Pflegeprodukte durch.

2. Entsorge alle Präparate, bei denen du Mineralöle in der INCI Liste gefunden hast.

3. Für`s Erste: Besorge dir eine sehr schonende und milde Reinigung. Am besten eine Reinigungsmilch, die rückfettend ist und eine reichhaltige Ceme mit natürlichen Ölen (Sheabutter, Jojobaöl, Traubenkernöl, Arganöl) oder reine Sheabutter – sie bildet ebenfalls einen Schutzfilm auf der Haut und weist einen Komedogenitätsgrad von 0 auf.

4. Verzichte auf überflüssige Wirk- und Duftstoffe. Cleane Produkte mit wenigen Inhaltsstoffen sind ideal. Trage sie so oft auf, wie du meinst sie zu brauchen. In dem Entzugsmonat wirst du eine große Menge davon benötigen. Wenn sich deine Hautbarriere wieder erholt hat, sinkt der Verbrauch wieder schlagartig – keine Angst. In der Regel kannst du nach einiger Zeit, wenn sich die Hautbarriere regeneriert hat, auch auf eine leichtere Creme umsteigen.

5. Verzichte in der Entzugszeit auf wässrige Kosmetikpräparate wie Tonics, Seren, Ampullen etc. Die Hautbarriere ist in der Verfassung zu durchlässig dafür. Die Feuchtigkeit, die die Haut zwar eigentlich dringend brauchen würde, schießt in dem Zustand zu schnell und ungebremst in die Haut und irritiert das Hautimmunsystem. Ein starkes Hautbrennen und Juckreiz sind die Folge. In dieser Zeit ist Weniger das Optimum. Deine Haut muss sich erst mal regenerieren. Dabei solltest du sie nicht stören.

6. Behandle deine Haut in der Zeit umsichtig. Wasche mit lauwarmen Wasser, lasse Mikrofasertücher weg, reibe, rubbel und zupfe nicht an ihr herum. Fasse sie mit Samthandschuhen an.

Wenn sich deine Haut erholt hat, kannst du nach und nach wieder Feuchtigkeit spendende Produkte dazu nehmen. Ein leichtes Fruchtsäurepräparat (z.B. die Overnight New Skin Cream) hilft ebenfalls langfristig, die Hautbarriere zu stärken und erhöht das Feuchtigkeitsspeichervermögen.

Akne durch Mineralöle

In der Praxis habe ich häufig erlebt, dass zu sehr aggressiven Behandlungen oder stark austrocknender Pflege, begleitend mineralölhaltige Salben und Cremes verwendet werden, um das starke Trockenheitsgefühl in den Griff zu bekommen. Die mineralölhaltige Pflege trocknet die Haut aber nur noch weiter aus und fördert zusätzlich sowohl die Talgproduktion als auch die Verhornung der Haut. Oftmals entsteht so das Hautbild bzw. der Hautzustand der Seborrhoe Sicca ( ölige-feuchtigkeitsarme-sensible Haut). Der erste Schritt ist hier die Hautbarriere zu regenerieren und erst im zweiten Schritt die Unreinheiten zu bekämpfen.

Fazit: 
Du weißt jetzt, wie schädlich MO`s für deine Haut und die Umwelt sind und dass sie maßgeblich beteiligt sein können an der Entstehung deines Hautproblems. Mit Hilfe des Entzugsprogramms kannst du deiner Haut nachhaltig helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Wenn du noch mehr über Mineralöle wissen möchtest:
Quellen:
https://utopia.de/ratgeber/mineraloele-in-kosmetik-und-lebensmitteln-das-musst-du-wissen
https://utopia.de/tag/mineraloele
https://utopia.de/ratgeber/erdoel-in-kosmetik