Schönheit aus der Natur? Warum Naturkosmetik nicht unbedingt die Lösung für dein Hautproblem ist


Inhalt:
1. Meine persönlichen Erfahrungen mit Naturkosmetik
2. Naturkosmetik hat zwar eindeutige Vorteile....
3. Es ist aber auch an der Zeit mit einigen hartnäckigen Vorurteilen aufzuräumen
4. Naturkosmetik und das Konservierungsdilemma
5. Mangelnde Wirkung trotz Kraft der Natur
 Fazit & und es muss nicht immer 100% Natur sein

Der Markt für biologisch erzeugte Lebensmittel, Kosmetika, Kleidung etc. boomt nach wie vor. Und auf jeden Fall zu Recht. Der aufgeklärte Konsument von heute will wissen wo seine Produkte für den täglichen Lebensbedarf herkommen und wie sie angebaut und erzeugt wurden. Endverbraucher möchten keine Toxine, Pestizide oder andere schädliche Zusatzstoffe, die sie krank machen könnten. Sie legen Wert auf fair erzeugte Produkte, bei denen weder Mensch, Tier noch Umwelt ausgebeutet werden. 
Das ist absolut sinnvoll und nachvollziehbar. Und so denke und handle ich seit Jahren grundsätzlich auch. Ich kaufe meine Lebensmittel im Biomarkt, direkt beim Biobauern ab Hof und selbst so manches Kleidungsstück aus ökologischer Herstellung hat seinen Weg inzwischen in meinen Kleiderschrank gefunden.

Was liegt näher bei all den positiven Aspekten, auch bei der täglichen Körperpflege auf Naturkosmetik zurückzugreifen.?


1. Meine persönlichen Erfahrungen mit Naturkosmetik

Als ich vor vielen Jahren selbst noch stark von Akne betroffen war und nach zahllosen und vor allem erfolglosen Behandlungen beim Hautarzt mit diversen Cremes, Salben und am Ende einer Isotretinoninbehandlung, angefangen habe, meinem Hautproblem selbst auf den Grund zu gehen, bin ich im Internet auf den Artikel „ Die tägliche Erdölkatastrophe im Bad“ von utopia gestoßen. In dem Artikel wird eindrücklich beschrieben, wie synthetische Mineralöle der Haut schaden – sie austrocknen, verstopfen und die Alterung beschleunigen.
Daraufhin habe ich detektivisch alle Kosmetikartikel im Drogeriemarkt, der Parfümerie und in der Apotheke auf Mineralöle untersucht – und bin zu meinem Entsetzen fast ausnahmslos bei jedem Produkt fündig geworden.
Mir wurde klar, dass ich durch eine Hautpflege mit diesen unnatürlichen und hautunphysiolgischen Produkten meiner Haut nicht nur nix Gutes tue, sondern im Gegenteil, das Problem dauerhaft auch noch verschlimmere.
Zeitgleich ist damals der große Bio-Boom losgebrochen und so lag die Vermutung nahe, dass ich mein Hautproblem doch ganz einfach mit Naturkosmetik lösen könnte. Begeistert besorgte ich mir umgehend ein ganzes Potpuri an biologisch einwandfreien Kosmetikprodukten, mit tollen natürlichen Ölen und Inhaltsstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen in recycelten und umweltfreundlichen Verpackungen. Ich war absolut überzeugt davon, dass mit der Verwendung dieser unbedenklichen Hautpflegeprodukte mein Hautproblem ganz bald der Vergangenheit angehören würde. Außerdem war ich megastolz auf die vielen grünen Karmapunkte, die ich in Zukunft sammeln würde. 

Leider blieb der Erfolg aus. Zu meinen unterirdischen geröteten Pickeln und den verblassten Aknemalen gesellten sich nun auch noch Rötungen und Hautirritationen. Vor allem meine eh schon trockene und empfindliche Augenpartie mochte den intensiv nach Ananas duftenden Augenbalsam eines sehr bekannten Naturkosmetikanbieters so gar nicht leiden und reagierte langanhaltend beleidigt. Auch sonst war die Haut noch trockener als zuvor und die Unreinheiten wollten ebenfalls nicht verschwinden.
Damals war ich allerdings noch keine ausgebildete Fachkosmetikerin und hatte lange nicht dieses umfassende Wissen über die Haut und all die Zusammenhänge, mit denen ich mir und dir heute ganz genau erklären kann, warum Naturkosmetik leider nicht die Lösung bei unreiner Haut ist.


2. Naturkosmetik hat zwar eindeutige Vorteile

• bei der Erzeugung werden hochwertige natürliche Rohstoffe verarbeitet
• Umwelt und Natur geschont
• es wird auf Paraffine, PEG`s, Silikone, Parabene, Mineralöle und synthetische Duftstoffe verzichtet.


3. Es ist aber auch an der Zeit mit einem hartnäckigen Vorurteil aufzuräumen:

Naturkosmetik wird darüber hinaus nachgesagt grundsätzlich besonders sanft und hautschonend zu sein. Geradezu prädestiniert für Menschen mit empfindlicher Haut und Hautproblemen. 
Und das stimmt so leider nicht!
Nicht alles was aus der Natur ist, ist gut für unsere Haut. Natürliche Rohstoffe sind nicht per se besser oder sicherer, als synthetisch erzeugte, nur weil sie aus der Natur sind. Am Ende ist beides Chemie. Ich kann mich noch gut an den Ausspruch eines Lehrers für Gartenbau aus meiner Schulzeit erinnern, der sich mir über viele Jahre eingeprägt hat: „Lieber Chemie richtig dosiert als Natur unkontrolliert“. 

Auch natürliche Stoffe können reizend sein
Biokosmetik ist nicht immer die hautfreundlichere Wahl. Ihr wird zwar nachgesagt besser verträglich zu sein, allerdings sieht die Realität oft anders aus. Dermatologen beurteilen vor allem den hohen Gehalt an Alkohol und ätherischen Ölen als problematisch. Ätherische Öle und Kräuter gelten auch als Reizstoffe. Sie können die Haut sensibilisieren. Menschen, die empfindlich oder allergisch auf diverse Stoffe reagieren, sollten darauf verzichten. 


4. Naturkosmetik und das Konservierungsdilemma 

Zur Konservierung wird in Naturkosmetik häufig Alkohol besonders hochprozentig eingesetzt, um die Produkte haltbar zu machen. Eine Kosmetikprodukt würde ohne Konservierung nur wenige Tage bestehen, ohne zu verkeimen und ranzig zu werden. Das heißt: kein Produkt, ob natürlich oder konventionell, kommt ohne Konservierung aus! Die Verwendung einer verkeimten Creme wäre der Supergau für unsere Haut. Stoffwechsel- und Spaltprodukte von Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen wirken hautreizend und zelltoxisch. Je höher der Wassergehalt, umso kürzer ist die Haltbarkeit. Pflegeprodukte müssen aber über einen langen Zeitraum Keimfreiheit garantieren. Deshalb wird hier mit einer Konservierungsreserve gearbeitet. Das heißt, dass das Konservierungsmittel so hoch dosiert werden muss, dass auch Keime, die z.B. mit den Fingern in eine Creme eingebracht werden, abgetötet werden.

Jede Produktveränderung wie Absetzen in unterschiedliche Phasen, Verflüssigung, Veränderung von Konsistenz und Farbe, ist ein Hinweis darauf, dass in dem Präparat Stoffwechselprozesse von Mikroorganismen abgelaufen sind und das Produkt auf jeden Fall in den Müll gehört.

Die Frage aller Fragen

Was ist jetzt schädlicher: Umstrittene konventionelle Konservierer oder die natürliche Methode mit Alkohol?
Besonders umstritten sind unter den konventionellen Konservierungsstoffen die Parabene. Parabene haben zwar ein wenig allergisierendes Potential im Gegensatz zu anderen Konservierern. Allerdings sind sie in ihrer Struktur den weiblichen Östrogenen (Geschlechtshormonen) sehr ähnlich und stehen im Verdacht, wie diese bei Frauen Brustkrebs und bei Männern Unfruchtbarkeit zu fördern. Es gibt unter den konventionellen Konservierungsmitteln allerdings noch Alternativen, die in Kombination mit pflanzlichen Haltbarmachern und Stoffen wie Vitamin E sparsam eingesetzt werden können und die Haut nicht irritieren. Pumpspender verhindern z.B., dass man die Creme nicht mit den Fingern kontaminiert. Das kann ebenfalls zu einem sparsameren Einsatz von Konservierung beitragen. 

Der hohe Alkoholgehalt in Naturkosmetik hat den entscheidenden Nachteil, dass er der Haut Feuchtigkeit entzieht und sie austrocknet. Das stört langfristig die Hautbarriere und kurbelt die Verhornung der Haut an, was zu verstopften Poren und Unreinheiten führt. 

Das Problem bei der Konservierung ist: Einen Tod muss man sterben. Man kann nicht auf sie verzichten. In meinen Augen ist die beste Lösung eine Kombination von Vorteilen aus beiden Bereichen. So viel Natur wie möglich mit so wenig Chemie wie nötig. Plus Hightechwirkstoffe – denn wo kein potenter Wirkstoff, da keine Wirkung. 


5. Mangelnde Wirkung – trotz Kraft der Natur 

Ein natürliches Produkt wirkt nicht unbedingt besser, weil es aus der Natur stammt. Es gibt hervorragende botanische Wirkstoffe, die bei oberflächlicher Anwendung sehr gut funktionieren. Manchmal muss der Wirkstoff aber tiefer in die Haut gelangen, damit er dort seine Wirkung vor Ort entfalten kann. Und da ist die Wirkung aus einem konventionellen Produkt einem natürlichen deutlich überlegen, da die Bioverfügbarkeit viel höher ist, z.B. kann eine natürliche Creme einen noch so hohen Gehalt an Sanddorn haben- das darin enthaltene natürliche Vitamin C ist einfach derart instabil und sauerstoffempfindlich, dass es gar nicht erst in tiefere Hautschichten kommt, weil es vorher schon in sich zusammengefallen ist. Vitamin C wird in herkömmlicher Kosmetik stabilisiert und verkapselt - in einen sogenannten Carrier verpackt - der den Stoff dann in tiefere Hautschichten transportiert. So hat die Haut dann auch wirklich etwas davon.

Fazit
Es muss nicht immer 100% Natur sein. Leider ist das, was für die Umwelt oft besser wäre, nicht immer das was gut ist für unsere Haut. Produkte aufgebaut auf einer natürlichen Basis an hochwertigen natürlichen Ölen und Wachsen, kombiniert mit Hightechwirkstoffen sowie natürlichen und gut verträglichen Pflanzenstoffen und einem notwendigen Minimum an Konservierung, sind meiner Meinung nach das Optimum für unsere Haut. Das Beste aus beiden Welten.